Horst Steffen zufrieden: Elversberg hält gegen Bayer gut mit
Die SV Elversberg war zwar chancenlos gegen den amtierenden Pokalsieger und deutschen Meister Bayer 04 Leverkusen – hat sich aber durchaus teuer verkauft. Auch deshalb war der Trainer zufrieden.
Vor über zwei Jahren schrieb die SV Elversberg im DFB-Pokal Geschichte, als sie als damaliger Drittligist den Bundesligisten Bayer Leverkusen überraschend mit 4:3 aus dem Wettbewerb warf. Dieses Mal sollte es jedoch nicht zu einer erneuten Pokalsensation kommen: Leverkusen zeigte von Beginn an, dass sie es darauf anlegten, keine Zweifel am Weiterkommen des Favoriten aufkommen zu lassen – trotz einer Rotation auf acht Positionen durch Trainer Xabi Alonso. Stars wie Florian Wirtz und Victor Boniface blieben zunächst auf der Bank, dafür standen unter anderem Spieler wie Mukiele, Arthur, Palacios, Aleix Garcia und Patrick Schick, sowie Neuzugang Kovar im Tor, in der Startelf. Bei der SVE hingegen musste Coach Horst Steffen auf den verletzten Robin Fellhauer verzichten; Arne Sicker übernahm seine Position, und abgesehen davon lief die gleiche Elf auf wie beim 4:2-Sieg gegen den Hamburger SV.
Schon früh dominierte der amtierende Pokalsieger das Spielgeschehen, wobei Patrick Schick mit einem schnellen Doppelpack in der 2. und 9. Minute für klare Verhältnisse sorgte. Nach diesem denkbar schlechten Start gelang es Elversberg zwar, das Spiel zu stabilisieren, doch offensiv blieb die Mannschaft weitestgehend blass. Leverkusen nutzte eine Gelegenheit in der 36. Minute, als Aleix Garcia mit einem sehenswerten Freistoßtreffer ins Kreuzeck sein erstes Pflichtspieltor für die Werkself erzielte. In den letzten Minuten der ersten Hälfte kam die SVE zu ihren ersten gefährlichen Aktionen: Damar scheiterte mit einem Freistoß (40.) und Baum kurz darauf mit einem weiteren Abschluss (44.) an Leverkusens Torhüter Kovar.
In der zweiten Halbzeit schaltete Leverkusen in den Verwaltungsmodus und gab Elversberg mehr Raum. Die SVE fand dadurch immer besser ins Spiel und kam mehrfach ins gegnerische letzte Drittel. Besonders gefährlich wurden sie bei Ecken, wobei Gerezgiher und Pinckert nach einer knappen Stunde beide Chancen aus kurzer Distanz vergaben (57.). Trotz der offensiveren Spielweise blieb der Anschlusstreffer aus, und auch die späten Chancen der eingewechselten Leverkusener Grimaldo (83.) und Wirtz (90.+3) brachten keine Änderung mehr im Spielstand.
Letztlich war das Ergebnis jedoch zweitrangig. Die SVE hatte sich gegen den deutschen Meister und Pokalsieger teuer verkauft und mit ihrer Leistung Respekt verdient. Die Stimmung nach dem Spiel war entsprechend gelöst: Nach dem Abpfiff tauschten die Spieler beider Teams rege Trikots, und Alonso nahm sich die Zeit für Gespräche mit den SVE-Akteuren. „Alonso hat meine Position gespielt und war einer der Besten der Welt. Er ist mein Idol. Ich bin Liverpool-Fan, und Alonso hat auch dort gespielt. Er wird einer der besten Trainer der Welt“, sagte Elversbergs Carlo Sickinger voller Bewunderung der Saarbrücker Zeitung.
Auch Coach Horst Steffen zeigte sich zufrieden mit der Leistung seines Teams: „Die Jungs haben Recht, sie sollen das alles genießen. Wir waren heute nicht hier, um Krieg zu führen. Wir wollten ein Spiel gegen die beste deutsche Fußballmannschaft gewinnen, und das hat nicht geklappt, da Leverkusen richtig gut war.“ Er entschied sich nach der ersten Halbzeit mit dem 0:3-Rückstand, einige Stammkräfte zu schonen. „Bei dem Spielstand war das die richtige Entscheidung. Das hatte nichts mit Aufgeben zu tun. Wir waren in der zweiten Halbzeit richtig gut im Spiel und ich hätte gerne mal gewusst, was passiert wäre, wenn wir das 3:1 machen“, so Steffen weiter gegenüber der SZ.
Alonso lobte seine Mannschaft für den erfolgreichen Auftakt, betonte jedoch: „Elversberg hatte für mich in der zweiten Halbzeit etwas zu viel Ballbesitz, aber es war insgesamt in Ordnung.“ Tatsächlich erspielte sich Elversberg nach der Pause ein beachtliches Übergewicht bei Ecken (12:2) und einige Großchancen. „Die hatten immer einen Fuß dazwischen. Ich hätte mir auch vorstellen können, dass die vielleicht anfangen zu wackeln, wenn wir mal einen machen“, sagte Elversbergs Lukas Pinckert.
Besonders erfreulich für die SVE war das Lob von keinem Geringeren als Bastian Schweinsteiger: „Ich verfolge die 2. Bundesliga und hab Elversberg schon ein paar Mal gesehen. Das ist kein Rennen und Kratzen, die spielen einen richtig gepflegten Fußball.“ Das Niveau, das Leverkusen an den Tag legte, ist für die SVE zwar noch in weiter Ferne, doch Trainer Steffen nahm viele positive Eindrücke mit: „Es wäre schön, wenn wir spielerisch auch mal dahin kämen. Dafür müssen wir weiter hart arbeiten. Heute wollen wir uns für dieses schöne Fußballspiel und bei unseren Fans bedanken, und fahren nach einem tollen Erlebnis nicht unzufrieden nach Hause.“
Mit diesem wertvollen Erlebnis im Gepäck geht es am kommenden Samstag zum Zweitliga-Schlusslicht Jahn Regensburg, die im DFB-Pokal nach dem Trainerwechsel ihr zweites Pflichtspiel in dieser Saison gewinnen konnten.