SV Elversberg feiert emotionalsten Sieg der Saison gegen den HSV

Die SV Elversberg erweist sich erneut als Stolperstein für den Hamburger SV und zeigt vor allem in der zweiten Halbzeit eine überragende Leistung. Am Ende steht ein hochverdienter 4:2 Sieg.
Mit einem couragierten Auftritt hat die SV Elversberg am Wochenende die favorisierten Gäste vom Hamburger SV mit 4:2 besiegt und damit einen der emotionalsten Siege der laufenden Saison eingefahren. SVE-Trainer Horst Steffen setzte voll auf Kontinuität: Im Vergleich zum 1:1-Remis in Münster verzichtete er auf personelle Veränderungen und vertraute der gleichen Anfangsformation. Auf der anderen Seite musste HSV-Trainer Steffen Baumgart sein Team nach dem 3:1-Erfolg gegen Magdeburg hingegen notgedrungen umstellen. Kapitän Schonlau fehlte rotgesperrt, und so rückte Sommerneuzugang Perrin in die Startelf – es war sein Debüt in der Anfangsformation des HSV.
Die Partie begann für die Gäste aus Hamburg perfekt: Bereits in der sechsten Spielminute brachte Davie Selke den HSV mit 1:0 in Führung. Nach einer flachen Hereingabe von Dompé hatte Selke leichtes Spiel und musste den Ball aus kurzer Distanz nur noch über die Linie schieben. Doch trotz dieses frühen Treffers entwickelte sich das Spiel zunächst nicht zu einer chancenreichen Begegnung. Stattdessen dominierten Ballverluste und hektische Spielzüge auf beiden Seiten, wodurch sich das Geschehen überwiegend im Mittelfeld abspielte und vor den Toren kaum Gefahr entstand. Die Defensivreihen beider Teams zeigten sich aufmerksam, so dass sich keine weiteren Hochkaräter ergaben.
Nach etwa 24 Minuten brachte Petkov die Hamburger Abwehr mit einer direkt genommenen Hereingabe ins Schwitzen, doch sein Versuch verfehlte das Ziel knapp. Im direkten Gegenzug kam Selke für den HSV zu einer weiteren Kopfballchance, scheiterte jedoch am gut aufgelegten SVE-Torhüter Kristof. Kurz vor der Halbzeitpause, in einer Phase, in der viele Zuschauer schon nicht mehr mit einem Tor der SVE rechneten, schlug Elversberg dann überraschend zu. Nach einem missglückten Klärungsversuch des HSV landete der Ball im Rückraum bei Asllani, der aus der zweiten Reihe abzog und zum 1:1-Ausgleich traf. „Wir haben heute vor dem Spiel in der Kabine schon gemerkt, dass ein ganz anderer Wind weht. Wir waren alle zu hundert Prozent da“, sagte Asllani später und erinnerte damit an die mühsame Partie in Münster, in der Elversberg erst in der Schlussphase zu einem 1:1 kam.
Wir haben heute vor dem Spiel in der Kabine schon gemerkt, dass ein ganz anderer Wind weht. Wir waren alle zu hundert Prozent da.
Fisnik Asllani
Mit dem Schwung des späten Ausgleichs ging die SVE nach der Pause engagierter und selbstbewusster zur Sache. Die Hamburger hingegen wirkten nach dem Wiederanpfiff noch nicht voll auf der Höhe und agierten ungewohnt passiv. Bereits in der 53. Minute drehte Asllani das Spiel zugunsten der Gastgeber: Nach einem präzisen Pass von Schnellbacher vollendete er den Angriff souverän zum 2:1. Das Momentum lag nun klar bei Elversberg.
Baumgart reagierte auf das zunehmende Ungleichgewicht auf dem Feld und brachte gleich drei neue Spieler, um frische Impulse zu setzen und das Blatt noch zu wenden. Doch noch während die neuen Kräfte dabei waren, sich auf dem Spielfeld zu orientieren, legte Elversberg zum nächsten Schlag an. Nach einer Vorlage von Baum erhöhte Schnellbacher nur Sekunden nach den HSV-Wechseln auf 3:1. Dieser Treffer versetzte die Gäste in einen Schockzustand, von dem sie sich im weiteren Verlauf der Partie nicht mehr vollständig erholen sollten. Baumgart kommentierte nach der Partie sichtlich verärgert: „Bis zur 30. Minute hat viel funktioniert. Danach hat hinten und vorne nichts gepasst, und wir gehen als klarer und verdienter Verlierer von diesem Platz.“
Mit der Zwei-Tore-Führung im Rücken ließ Elversberg es etwas ruhiger angehen, was den Gästen Raum für eigene Angriffe verschaffte. Der HSV drängte auf den Anschlusstreffer und zeigte sich bemüht, doch gefährliche Szenen vor dem Elversberger Tor blieben Mangelware. Immer wieder unterband die SVE-Defensive die Angriffsbemühungen der Hanseaten, die nicht zu ihrem gewohnten Spielfluss fanden.
In der 83. Minute schien es dann aber doch, als könnten die Hamburger das Spiel noch einmal spannend machen: Nach einer präzisen Eckballhereingabe von Muheim köpfte Selke zum 2:3 ein und sorgte für neue Hoffnung bei den mitgereisten HSV-Fans. Doch diese keimte nur kurz auf, denn nur eine Minute später musste Meffert nach einem taktischen Foul mit Gelb-Rot vom Platz. Zu allem Überfluss wurde auch Co-Trainer Polzin des Feldes verwiesen, nachdem er sich zu lautstark bei den Offiziellen beschwert hatte und dafür zweimal Gelb sah.
Elversberg nutzte die Verunsicherung der Gäste und schlug in der langen Nachspielzeit ein letztes Mal zu. Fellhauer probierte es wie schon in Münster aus der Distanz und stellte mit einem wuchtigen Schuss den 4:2-Endstand her. „Wo unsere Wucht in manchen Momenten herkommt, kann ich auch nicht erklären, aber solange der Ball drin ist, haben wir alles richtig gemacht“, sagte Fellhauer nach dem Spiel zur kämpferischen Leistung seiner Mannschaft.
Nach dem Abpfiff zeigte sich Elversberg-Coach Steffen gewohnt gelassen und zufrieden: „Wir waren am Anfang nicht gut. Danach haben wir etwas umgestellt, und dann lief es besser. Wir sind mehr als 120 Kilometer gelaufen. Das ist richtig stark, und wir haben meiner Meinung nach verdient gewonnen.“
Wir waren am Anfang nicht gut. Danach haben wir etwas umgestellt, und dann lief es besser.
Horst Steffen
Der Frust auf Hamburger Seite hingegen war nach der Partie groß. Trainer Baumgart haderte mit der Leistung seiner Mannschaft, die nach seiner Meinung weit hinter den eigenen Ansprüchen zurückblieb. „Ich bin selbst noch in der Aufarbeitung und kann hier nicht das Richtige erzählen. Machen wir vielleicht mit ihren Fragen weiter“, sagte er nach der Partie und wies darauf hin, dass die Niederlage nicht an mangelnder Einstellung gelegen habe. „Ich bin mir relativ sicher, dass jeder Spieler, der hierher fährt, weiß, was auf ihn zukommt. Hier kommt keiner her und denkt, irgendwie wird es schon gehen. Wir haben das Spiel nicht hergegeben, weil wir gesagt haben, wir fahren aufs Dorf. Wir haben es einfach nicht gut gespielt.“
Für die SV Elversberg geht es nach diesem emotionalen Heimerfolg mit breiter Brust weiter. Asllani bezeichnete den 4:2-Sieg als „den emotionalsten Sieg, den ich hier bisher erlebt habe. Wir haben alles auf den Platz gebracht, und jeder Einzelne von uns hatte seine Momente. Das habe ich so noch nicht erlebt.“ Mit dem Selbstvertrauen aus diesem Sieg blickt die SVE nun gespannt auf das nächste Highlight gegen Bayer 04 Leverkusen – ein weiteres Spiel, das die Elversberger mit der gleichen Leidenschaft und Kampfbereitschaft angehen sollten, um den Favoriten zu ärgern.